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Besucherzentrum Justizanstalt | Karlau (AT)

Architektenwettbewerb | 2011

Neubau eines Besucherzentrums | Sport- und Schießanlage

Das Besucherzentrum befindet sich zwischen dem Schlossgebäude und dem Verwaltungsbau. Es ist auf der nord-westlichen Grenze des Wettbewerbsfeldes platziert, damit sich der neu der neuentstehende Zwischenraum möglichst groß ausfällt. Da keine städtebaulich relevanten Kanten existieren wird die Längen- und Breitenentwicklung des Besucherzentrums rein aus seiner Funktion bestimmt. Um das Gefühl der Enge zwischen den Gebäuden zu minimieren ist das Obergeschoss zurückgesetzt, so dass sich die Räume in der dritten Dimension öffnen. Ein Verbindungssteg zwischen Schloss, Neubau und Verwaltung fällt in seiner Höhe geringer als das Besucherzentrum aus und durchdringt es förmlich.

Städtebau | Architektur - Besucherzentrum
Das Gebäude präsentiert sich, seiner Funktion entsprechend als ein sehr introvertierter Baukörper. Es besteht aus einem schweren, steinernen -Sockel aus dem sich ein gläserner Körper in die Höhe schiebt, und einem niederen Verbindungsgang, der in den Neubau eindringt. Der Verbindungsgang weitet sich im Bereich des Schlossportals und fasst es ein. Auf der Ostseite befinden sich die einzigen Sichtverbindungen nach außen. Hier klappt sich die Fassade in einer weichen Rundung nach außen, damit Flure und der Räume eine natürliche Belichtung erhalten, und zur Vermeidung von Einblicke aus dem Verwaltungsgebäude. Kleine, runde Öffnungen in der Außenfassade akzentuieren den ruhigen Baukörper. Um trotz der Geschlossenheit eine hohe innenräumliche Qualität zu erreichen befinden sich auf der Westseite begrünte Lichthöfe und in der Mitte des Gebäudes ein hell erleuchtetes Atrium. Durch die Höfe fällt das Licht tief in das Gebäude und ermöglicht eine natürliche Belichtung und Lüftung. Alle Räume werden über Oberlichter und/oder angrenzende Höfe natürlich belichtet. So entsteht trotz aller funktionalen Zwänge ein Gebäude mit hoher innenräumlicher Qualität, das das „Außen nach innen kehrt“.
Materialität - Aufgrund von Ort und Funktion des Areals bedient sich die Fassade der Materialien der umgebenden Justizvollzugsanstalt-  Stein und Gitter. So ist das EG als schwerer Sockel aus einer Vorsatzschale mit einem grob geschlagenen Crailsheimer Muschelkalk geplant, aus dem sich der mit einem Metallgewebe verkleidete Körper des OGs herausentwickelt. Diese Metallverkleidung übernimmt auch die Funktion der Vergitterung im Bereich der Balkone und Oberlichter. Der Verbindungsgang zwischen Schlossgebäude und Verwaltungsbau ist ebenfalls mit dieser Verkleidung versehen.
Außenbereich - Das Gebäude steht auf der neugeplanten Grünzone zwischen Schloss und Verwaltung. Sie wird lediglich durch die notwendigen Wege an den Ausgängen des Verbindungsganges durchzogen.
Innenbereich - Erschlossen wird das Gebäude durch den Verbindungsgang zwischen Schloss und Verwaltungsbau. Dieser Gang ist in zwei Bereiche geteilt. Im nördlichen Teil befindet sich die Erschließung für das Personal, im südlichen für die Besucher und die Insassen. Um den langen Flur zu rhythmisieren wird die Trennwand durch vergitterte Bereiche unterbrochen. Um eine optimale Belichtung des Ganges zu gewährleisten ist die Trennwand nicht raumhoch geplant, sondern schließt mit einer Vergitterung an die Decke an. Die Belichtung erfolgt über Oberlichter. Im nördlichen Teil des Neubaus befinden sich die Umkleiden, der Einsatzmittelraum sowie das Lager für das Personal. Auf der anderen Seite befinden sich die Besucherräume.
Der Aufgang zu den sich im OG befindenden Langzeitbesuchen führt durch das Atrium. So kommt es zu einer frühen Trennung der einzelnen Bereiche und dem Gedanken der Privatheit wird dadurch Rechnung getragen. In diesem Bereich befindet sich ebenfalls eine Schleuse, die Therapeuten, Anwälte, etc. passieren müssen, um in den geschlossenen Bereich zu gelangen, ebenso der Aufzug. Alle weiteren Besucher orientieren sich nach Süden zu den Räumen des „geschlossenen Besuches und der Tischbesuche“. Das Dienstzimmer ist im Zentrum angeordnet, um optimale Einblicke zu den angrenzenden Besucherräumen, als auch zum Visitierraum und dem Wartebereich zu gewährleisten. Dieses Zimmer wird ebenfalls über eine große Öffnung im Dach belichtet. Im OG befinden sich die Räumlichkeiten für die Langzeitbesuche. Diese werden über eine Schleuse begangen. In diesem Bereich befindet sich auch der Steg zu dem Aufzug und zu einer möglichen Erweiterung.
Ökonomische, Ökologische Aspekte - Für den Neubau ist ein nachhaltiges bauliches und ökologisches Energiekonzept vorgesehen, mit einer ausgewogenen Konzeption zur Beheizung bzw. Kühlung und Belüftung, und das unter maximaler Ausnutzung von natürlichen Ressourcen. Dies erfolgt über einen neugeplanten Kollektorgang und wird an die vorhandene Fernwärme angeschlossen. Die Fassaden sind hoch gedämmt.
Sanitär - Das Gebäude wird nur mit Kaltwasser versorgt – aufgrund der geringen Zapfmenge von Warmwasser erfolgt die Erzeugung dezentral. Bei zentraler Erzeugung würden die Zirkulationsverluste bis zu 90% im Vergleich zur verbrauchten Menge betragen!
Heizung | Kühlung -Das Gebäude wird an das vorhandene Fernwärmenetz angeschlossen. Die Heizung und Kühlung erfolgt über eine Betonkernaktivierung. Der Bereich der Langzeitbesuche erhält ein Niedertemperaturflächenheizsysteme sowie zusätzliche Handtuchheizkörper in den Bädern.
Lüftung - Es ist eine natürliche Belüftung der Räume durch die Lichthöfe und Oberlichter vorgesehen. Zusätzlich kommt eine mech. Be- und Entlüftung in den innenliegenden Bereichen und Umkleiden zum Einsatz. Der Bereich der Langzeitbesuche wird natürlich belüftet.

Städtebau | Architektur - Sport- und Schießanlage
Der Neubau ist im nord-östlichen Teil des Wettbewerbsfeldes platziert. So ist das Gebäude, wie auch sein Eingang bereits vom Parkplatz und der Haupterschließungsstraße gut sichtbar. Durch das Freistellen des Gebäudes im Park kann es seinen monolithischen Charakter frei entfalten. Im südlichen, dem Park zugewandten Bereich ist das Gebäude niedriger und entwickelt seine Höhe erst im hinteren Teil nach Norden.
Das Gebäude orientiert sich in seiner Formensprache am Besucherzentrum. Es besteht ebenfalls aus einem steinernen EG-Sockel, der in seiner Höhe variiert. Aus dem Sockel entwickelt sich ein gläserner Körper heraus. Dort befinden sich der Eingang, der Aufenthaltsbereich, die Umkleiden und der Zugang zur Schießanlage im UG.
Materialität - Es werden die gleichen Materialien wie bei dem Besucherzentrum verwendet. Die Metallfassade umschließt die Hauptnutzungen des EG-Bereiches, Fitnessraum und Turnsaal und dient hier auch als Sonnenschutz.
Außenbereich - Der Neubau wird über die Straße zwischen Haus 48 und Gefängnismauer erschlossen. Der in das Gebäude eingeschnittene Zugang des Neubaus befindet sich auf der Südseite des Gebäudes. Im westlichen Teil befindet sich die Fluchttreppe aus dem UG.
Innenbereich - Im hell erleuchteten Eingangsbereich befinden sich die Wartezone, der Abgang zur Schießanlage sowie die Zugänge zum Fitnessraum, zum Turnsaal und zu den Umkleiden. Zwischen den Sportbereichen befindet sich der Geräteraum. Der Turnsaal wird durch Fenster über dem Sockel belichtet. Die vor den Fenstern verlaufende Metallfassade dient auch als Sonnenschutz. Der Fitnessbereich wird über die raumhohe Verglasung auf der Westseite, Oberlichtern und den drei großen, runden Öffnungen auf der Nordseite belichtet. Die Belichtung der Umkleiden erfolgt über Oberlichter und kleine Öffnungen in der Fassade. Im UG befindet sich die Schießanlage. Das UG folgt in seiner Organisation dem Funktionsschema. Ausschließlich der Warte- und Schulungsbereich wird über einen Lichtschacht belichtet. 

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